Hellas-Hero und Ski-Kosmopolit: AJ Ginnis verstärkt das Team VAN DEER-Red Bull Sports

Mit Zwei stand er auf dem Berg Parnassos nördlich Athens erstmals auf Skiern. Mit Zwölf lernte er in Kaprun den schnellen Schwung. Mit Siebzehn schaffte er es ins US-Skiteam. Mit Dreiundzwanzig der Nationenwechsel – Ein neues Kapitel für ihn und sein Heimatland Griechenland.

Hellas Hero and Ski Cosmopolitan: AJ Ginnis strengthens the VAN DEER-Red Bull Sports Team Hellas Hero and Ski Cosmopolitan: AJ Ginnis strengthens the VAN DEER-Red Bull Sports Team

Und dann, im Februar 2023, stieg AJ Ginnis in Frankreich zum modernen griechischen Sportgott auf: Mit Platz 2 im Slalom von Chamonix carvte der Hellas-Hero als erster Grieche der Geschichte auf ein Weltcup-Podest. Um das Ganze zwei Wochen später mit der historischen WM-Silbermedaille in Courchevel / Meribel noch einmal zu toppen. Eine sportliche Odyssee, wie sie nur das Leben schreiben kann. Jetzt holt Marcel Hirscher den Ski-Kosmopoliten ins Team von VAN DEER-Red Bull Sports – und weiß genau, warum:

AJ bereichert als Mensch und Charakter nicht nur die Weltcup-Szene enorm, sondern die Skiwelt gleich um ein ganzes Land – ich bin unglaublich happy, dass er jetzt bei uns ist.

Nächstes Perfect Match aus Personality, Performance-Potenzial und Brand-Spirit. Es gibt Rennen, die haben zwei Sieger, obwohl sie nicht ex aequo sind. Der legendäre WM-Slalom in Courchevel / Meribel 2023 war so ein Rennen: Henrik Kristoffersen holte im ersten Winter von VAN DEER-Red Bull Sports die erste Goldmedaille für das Team. Und mit dem zweiten Platz machte AJ Ginnis ganz Griechenland mit der ersten Ski-Silbermedaille der Geschichte stolz. Ein Moment, der mit dem EM-Triumph der griechischen Fußballnationalmannschaft 2004 vergleichbar ist. Die Karriere von AJ Ginnis war von Beginn an außergewöhnlich – geprägt von Herausforderungen, aber auch beeindruckendem Durchhaltevermögen. Nach einer verletzungsbedingten Pause eröffnen sich ihm nun bei VAN DEER-Red Bull Sports neue Chancen, um wieder voll anzugreifen. Wir haben mit ihm über seinen Neustart, seine Ziele und seine Motivation gesprochen:

AJ, du bist in Griechenland geboren - wie wird man da ein erfolgreicher Skirennläufer?

Ja, ich bin in Griechenland aufgewachsen, in Athen. Wir sind eine skiverrückte Family, hatten eine Hütte beim Parnassos Ski Resort – und waren an Wochenenden Skifahren. Ich habe mit zwei Jahren begonnen.

Und wie ging es danach weiter mit dem griechischen Ski-Kid?

Abenteuerlich. Ich bin mit meinem Vater nach Österreich gezogen, als ich zwölf war. Er hat den Winter über hier gearbeitet und meine Eltern wollten,  dass ich eine andere Kultur kennenlerne. Anfangs war es tough: Ich hatte keine Freunde, weil ich die Sprache der Kids nicht konnte und sie kein Griechisch, Englisch nur ein bisschen. Mein Vater hat mich dann in ein Junior-Racingteam in Kaprun gesteckt – so hat es mit dem Rennfahren begonnen.

Wie war dein Start in den Skirennsport? 

Schwierig, würde ich sagen. Am Anfang war ich wirklich schlecht, habe aber schnell gute Fortschritte gemacht auf allen Ebenen: Ich habe Deutsch gelernt, Freunde gefunden und mich in Kaprun richtig gut eingelebt. Deutsch zu sprechen ist im Skirennsport ein Asset, bis heute.

Was bedeutet dir deine griechische Herkunft? 

Viel! Wir Griechen sind sehr heimatverbunden. Mein Vater hat zuhause früher in der Skiindustrie gearbeitet, wir haben immer gemeinsam Weltcup-Rennen geschaut. Jetzt selbst für Griechenland im Weltcup am Start zu sein, ist eine große Ehre.

Ab wann wusstest du, dass du Skifahren professionell machen willst? 

Mit 15 war ich in Österreich schon ziemlich gut auf Landesebene. Meine Mama ist mit meinen griechischen Großeltern in New York aufgewachsen und erst danach wieder nachhause zurückgekehrt. Sie hat sich dann darum bemüht, dass ich ein Sportstipendium in den USA bekomme und Skifahren und Studium verbinden kann – neue Kultur, neue Sprache. Mit 17 kam ich dann in den Nachwuchs des US Skiteams. Ich erinnere mich noch, als ich eines Tages mit Ted Ligety und anderen Stars im Gym war. Und da war für mich klar: Auch ich will im Skizirkus Großes erreichen.

Wie ist deine Skikarriere in den Staaten verlaufen? 

Wie eine emotionale Hochschaubahn. Ich war sieben Jahre im US-Team, hatte gute Ergebnisse, aber leider auch viele Verletzungen und habe mich immer wieder zurückgekämpft. 2020 kam Corona – das US-Team konnte mir keine echte Perspektive geben. Griechenland bot mir die Chance mit eigenem Team für meinen Heimatverband zu fahren. Da habe ich einen Buddy aus dem US Team angerufen und gesagt: „Hey, ich wechsle nach Griechenland – bist du als Coach dabei?“ Er war dabei. Meine Sponsoren auch – also habe ich den Nationenwechsel in die Heimat durchgezogen.

Wie war dein erster großer Erfolg für Griechenland? 

Oh Mann, Tage wie diesen 4. Februar 2023 in Chamonix vergisst du nie wieder im Leben! 23. nach dem ersten Lauf. Den zweiten bin ich so gefahren, wie ich es tatsächlich drauf habe. Und dann 40 Minuten auf diesem roten Stuhl gesessen. Danach war ich als Zweiter der erste Grieche auf einem Weltcup-Podium überhaupt. Ein Jahr davor hatte ich mir noch das Kreuzband gerissen. Dieser Moment des Erfolgs nach all den Challenges hat mich geprägt.

Positiv, wie man zwei Wochen später gemerkt hat, oder? 

Ja. Meiner Silber-Medaille im WM-Slalom von Courchevel hinter Henrik Kristoffersen war der nächste Magic Moment. Ich habe diese Story so unfassbar cool gefunden: Marcel Hirscher, der beste Skirennläufer der Welt, gründet nach seinem Rücktritt eine Skifirma – das allein war schon crazy. Dann kommt noch sein härtester Konkurrent über viele Jahre ins Team und wird auf dem Ski auf Anhieb Weltmeister. Es gab an diesem Tag wirklich mehrere Sieger: Henrik, mich, Marcel und sein ganzes Team.

Marcel und du, ihr hattet letzte Saison eine unerfreuliche Parallele: letztes Rennen Gurgl...  

Ja, stimmt leider. Ich musste mich nach Gurgl  meiner dritten Knie-OP unterziehen, ihn hat es bald darauf auf der Reiteralm erwischt. Bitter, aber jede Verletzung macht einen reifer und auch stärker. Gleich danach ist es mental hart – vor allem die Reha-Zeit. Ich habe gelernt, mich auf die kleine Fortschritte zu konzentrieren: Die ersten Kniebeugen, dann ein bisschen mehr Gewicht. Irgendwann sieht man Licht am Ende des Tunnels und spürt die Power wieder. Dann wird alles easy und man ist wieder im Athletes-Flow. Klar vermisst du die Tour, die Leute, die Routinen. Kitzbühel, Schladming, die WM in Saalbach: Ich wohne ja in Saalfelden, das wäre ein Heim-Derby für mich gewesen. Ich gebe zu, es war hart, zuschauen zu müssen. Aber: Es kommt ein neuer Winter, auf neuem Material, ein neuer Anfang.

Was bedeutet es dir, jetzt Teil von Marcel Hirschers Team VAN DEER-Red Bull Sports zu sein?

Wie hier über Skirennsport nachgedacht wird, mit welcher Professionalität gearbeitet wird – das ist in der Skiwelt schon noch einmal eine eigene Welt. Ich denke, an Henrik Kristoffersen und Timon Haugan sieht man, wie hochwertig das Material ist – auch der Support für die Athleten. Mir fällt keine vergleichbare Story ein: Da dominiert Marcel acht Jahre lang diesen Sport, holt alle Masterminds hinter dem Erfolg in seine neue Firma und das alles fließt in die Entwicklung ein. Große Sache, Teil dieser Story zu sein.