Intensive Vorbereitung auf den WM-Winter
Fünf Monate ist es her, dass Henrik Kristoffersen seine letzten Weltcup-Schwünge machte. Es war nicht die Saison für den Norweger: Gehandicapt von Verletzungen in der Vorbereitung war der vergangenen Ski-Winter nicht nach dem Geschmack des erfolgsverwöhnten Technik-Spezialisten.
Wie man Henrik Kristoffersen kennt, arbeitet der Wahl-Salzburger hart dafür, um in der Saison 2024/25 mit dem Highlight der „Heim-WM“ in Saalbach wieder über Siege zu jubeln.
Hallo Henrik, wie geht’s dir? Vor rund fünf Monaten war das letzte Weltcuprennen. Jetzt bist du mitten in der Vorbereitung auf die neue Saison. Welche Lehren ziehst du aus der vergangenen Saison?
Henrik Kristoffersen: Es war ehrlicherweise eine sehr durchwachsene Saison – mein erster Weltcupwinter ohne Sieg. Nachdem ich im Mai eine Sprunggelenks-OP hatte und mich wenige Wochen vor dem Saisonstart in Sölden noch verletzte, war die Vorbereitung auf die vergangene Saison nicht optimal. Zwar war der Weltcup-Start in Sölden ganz okay, aber ich bin danach nicht wirklich ins Fahren gekommen. Damit bin ich natürlich nicht zufrieden, aber aus Niederlagen lernt man und sammelt Erfahrungen, an denen man als Sportler wachsen kann. In einer Sport-Karriere gibt es immer Ups and Downs, wir wissen, woran wir arbeiten müssen. Ich fühle mich gut und ich will in der kommenden Saison wieder um Weltcupsiege mitfahren.
Habt ihr einen Grund ausfindig gemacht, warum es nicht ganz rund gelaufen ist in der Vorsaison?
Henrik Kristoffersen: Die Leistungsdichte im Ski-Weltcup ist richtig hoch. Da muss allesperfekt zusammenpassen, um Rennen gewinnen zu können. Das Material, sprich Skischuhe und Ski funktionieren wirklich gut. Doch in der Kanteneinstellung haben wir nicht zu 100 Prozent das ideale Setup gefunden. Es sind so viele Nuancen, auf die es ankommt – um mich wohlzufühlen und gleichzeitig schnell Ski zu fahren.
So eine Saison kostet viel Energie. Wie lädst du deine Akkus wieder auf, um dann mit voller Power wieder in die Vorbereitung auf die neue Saison zu starten?
Henrik Kristoffersen: Eine Skisaison ist enorm kräftezehrend. Wenn man dann auch nicht das volle Potenzial abrufen kann, zieht es noch mehr Kraft. Darum war es wichtig, nach dem langen Ski-Winter den Kopf freizubekommen, mit der Familie und Freunden Zeit zu verbringen und neue Energie zu tanken. Ich habe gelernt, mir diese Zeiten zu nehmen, eine Balance zwischen Training und Familie zu finden. Tonje und Emil geben mir viel Kraft, auch während der intensiven Vorbereitung auf die kommenden Herausforderungen. Denn es steht ein WM-Winter vor der Tür, wo ich ‚daheim‘ in Salzburg als Titelverteidiger am Start stehen werde.
Du hast die Weltmeisterschaft in Saalbach angesprochen: Bereitest du dich auf einen WM-Winter speziell vor?
Henrik Kristoffersen: Im Skisport ist es schwierig, sich auf einen Tag X vorzubereiten. Es ist nicht so wie bei anderen Sportarten wie zum Beispiel beim Radfahren, wo man sich auf ein spezielles Rennen vorbereitet und den Formaufbau darauf abstimmt. Beim Skifahren ist es ein bisschen anders. Natürlich ist eine intensive Vorbereitung die Basis hinter jedem Erfolg.Generell habe ich im Vergleich zu früher meinen Trainingsalltag etwas umgestellt: Ich habe die Umfänge reduziert und dafür die Intensität erhöht. Darüber hinaus geht es um ein perfektes Setup und Selbstvertrauen. Denn wenn man mit Erfolgserlebnissen zu einer Weltmeisterschaft anreist, in einem Flow ist und mit breiter Brust am Start steht, ist das extrem viel Wert.
Henrik, in zweieinhalb Monaten steht mit Sölden der Saisonstart an. Lass uns kurz einen Blick auf deine Roadmap werfen: Was steht in den kommenden Wochen bei dir an?
Henrik Kristoffersen: Wir waren Anfang August für zwei Wochen in Saas Fee in der Schweiz. Nach einem kurzen Trip mit meiner Familie nach Schweden geht es zum Slalomtraining nach Wittenburg, bevor wir für fast vier Wochen nach Südamerika übersiedeln. Wir tüfteln intensiv am Setup für den kommenden Winter, um auch auf die unterschiedlichsten Bedingungen reagieren zu können. Das ist das große Ziel, das wir uns gesteckt haben. Dafür werden wir auch unseren Trip nach Argentinien nutzen: Ich habe gehört, dass sehr viel Schnee liegt, daher werden wir in Ushuaia hoffentlich viele gute Trainingstage haben. Vor Sölden werden wir für den letzten Schliff in Österreich bleiben. Geplant wäre im Pitztal und im besten Fall auch direkt in Sölden für die finalen Trainingstage. Dann sind wir ready für einen erfolgreichen Saisonstart.